Linkshänder in der Computerwelt

Gestern war ich in einem großen Multi-Media-„Fachmarkt“, um mich mal bei den Navigationsgeräten umzuschauen. Als ich dann meine Fragen gestellt und mir ein paar Dinge aufgeschrieben hatte, bin ich noch bei den Tastaturen vorbei geschlendert, weil ich bei Tom’s Hardware einen Bericht über eine Tastatur ohne Beschriftung gesehen hatte. Das wollte ich mir dann mal im Detail anschauen. Aber leider hatten sie dieses Modell nicht da.

Auf der anderen Seite des Ganges stand bei den Mäusen ein Verkäufern. Aus einer Laune heraus habe ich ihn mal nach den Entwicklungen auf dem Markt für Linkshänder angepasste Mäuse gefragt. Er war schon sichtlich überrascht, und es entwickelte sich eine Diskussion über die Sinnigkeit von solchen Dingern. Vor allem seine ignorante Umgangsweise brachte mich doch ziemlich auf die Palme. Es hatte den Anschein, als seinen für ihn alle Linksnutzer zu faul, sich daran zu gewöhnen, die Maus mit der rechten Hand zu führen.

Das brachte mich dazu, doch mal ein klein wenig nachzulesen, wie es überhaupt kommt, daß es bisher nur eine Maus gibt, die für Linkshänder ergonomisch geformt ist. Leider habe ich dazu keinen passenden Artikel gefunden, also muss ich selber nachdenken.

Die Umerziehung von Linkshändern zur Nutzung der rechten Hand ist ein altes, kulturelles Problem. So gehen heute vielen Wissenschaftlern davon aus, daß nahezu 50% der Bevölkerung linkshändig sind. Doch leider wird ihnen erst in den letzten Jahren zugestanden, ihre linke Hand auch zu benutzen. Noch immer gilt die links Hand als die schmutze, die flasche Hand, während die rechte die saubere, reine und richtige Hand ist. Sehr viele Eltern geben ihren Kindern instinktiv die ersten Malstifte in die rechte Hand, weil für sie die rechte Hand normal ist. Dabei ist erwiesen, daß es bei bis zu 20% der umgeschulten Linkshänder zu psychischen Problemen kommt, wie dieser Wikipediaartikel im Abschnitt Umerziehung und negative Folgen beschreibt.

Sehr viele Linkshänder nutzen die Maus heute mit der rechten Hand, weil es die normale Mausposition ist. Kommt man an einen fremden Rechner, wie z.B. in Rechenzentren der Unis oder in Internetcafés, so liegen die Mäuse immer auf der rechten Seite der Tastatur. Häufig sind sie sogar so eng verkabelt, daß sie nicht mal auf die linke Seite gelegt werden können. Natürlich können sich Linkshänder auch mit der rechten Hand sehr gut an die feinen, exakten und schnellen Bewegungen gewöhnen, die z.B. bei Computerspielen nötig sind. Das gilt ja auch für das Schreiben mit der rechten Hand. Doch die möglichen negativen Folgen bleiben gleich. Zumal es für sie sicher einfacher gewesen wäre, die Maus in die linke Hand zu nehmen.

Warum reagieren die Hersteller von Mäusen nicht darauf? Warum ist Logitech mit seiner MX610 bisher der einzige Hersteller, der so eine Maus auf den Markt geworfen hat?

Es liegt vermutlich an der knappen Durchdringung der Firmen mit Linkshändern. Die meisten Manager mit Entscheidungsmacht gingen noch zu einer Zeit zur Schule, als noch jeder umlernen mußte. Für sie stellt sich die Frage nach einer Linkshändermaus gar nicht, weil sie immer schon ihre rechte Hand nutzen mußten. Erst nach und nach werden Linkshänder in diese Positionen nachrücken, mit denen dann auch ein Bewußtsein für die Linkshänder entsteht.

Außerdem ist natürlich auch die Kundennachfrage sehr wichtig. Wenn die 20, 30, 40 oder 50 % der Menschen, die Linkshänder sind, ihre Maus auch mit der linken Hand nutzen würden, wäre für die Firmen der Absatzmarkt sehr viel größer. Ich habe gestern diesen „Fachverkäufer“ gefragt, wie viele Kunden denn nach Linkshändermäusen fragen würden. Er antwortete, daß das sehr selten vorkommen würde. Also gibt es auch bei den Kunden noch keine Überlegungen, sich für passende Mäuse stark zu machen.

Somit muss ein Umdenken in den Herstellerfirmen und bei den Kunden gleichzeitig statt finden. Die Kunden müssen sehen, daß sie mit ergonomisch angepassten Mäusen leichter arbeiten können, und die Firmen müssen feststellen, daß es dort einen Markt gibt. Dann wird es in Zukunft mehr Spielemäuse geben, die in zwei Ausführungen auf den Markt kommen, eine für Rechts- und eine für Linkshänder.

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