ARGH!

Wie nehme ich ein Webangebot effektiv aus dem Netz? Ich lass es löschen.

Wer nun glaubt, daß diese Weisheit leider nicht bis zu unseren Politikern durchgedrungen ist, dem muss ich das Gegenteil beweisen:

Ein, nach eigener Aussage, linksextremer Blogger hatte im Februar eine fingierte Sperrseite als Reaktion auf Ursula von der Leyens Vorstoß zur Sperrung von Kinderpornographischen ins Netz gestellt, mit dessen Hilfe man durch einen kleinen URL-Zusatz jede beliebige Seite sperren konnte.

Diese wurde nun vom Bundesministerium des Inneren, kurz BMI, gelöscht. Wie haben die das denn hinbekommen, fragt man sich? Ganz einfach: Das BMI hat beim Hoster vorgesprochen und diesen gebeten, die Domain und den Webspace zu löschen. Der Hoster hat das auch sehr zügig zum Schutz seiner anderen Kunden gemacht, da eine Beschlagnahmung der Server (muss wohl vom BMI angedroht worden sein, denn sonst braucht man sich über eine Beschlagnahmung erstmal keine Gedanken zu machen) für Ausfälle gesorgt hätte.

Wir halten fest: Wenn jemand eine kinderpornographische Webseite ins Netz stellt, dann wird ihm ein Pappschild mit der Aufschrift “STOPP” vorgehangen. Wenn aber jemand Kritik am Vorgehen von Politikern und Ministerien übt, wird seine Webpräsenz direkt und sehr schnell komplett gelöscht.

Frage: Was will unsere Regierung (die das Familienministerium vorgeschoben hat) wirklich mit den Internetsperren anfangen?

via: blog.pantoffelpunk.de, Fefe und Basic Thinking

STOPP! – Sperren im Internet

1. Bild Seit gestern haben wir also Listen, die bei fünf Providern in den DNS-Servern einzelne Seiten sperren. Diese Listen werden vom BKA ständig aktuell gehalten und sollen nur Seiten mit kinderpornographischem Inhalt enthalten.

Doch was bringen solche DNS-Sperren?

Ein Domain-Name-Service – Server verknüpft einen Domainnamen mit einer IP-Adresse. Rufe ich also im Internet eine Domain auf, dann fragt (einfach gesprochen) mein Browser beim DNS-Server nach, wie die IP-Adresse zu dieser Domain ist und richtet dann seine Anfrage an den Server mit dieser IP-Adresse. Ist nun kein DNS-Eintrag vorhanden, so kommt die Fehlermeldung "Adresse nicht gefunden".

Gleiches gilt für eine Sperre, in der aktiv die Verknüpfung von Domainnamen und IP-Adresse in diesen DNS-Servern gesperrt wird.

Doch leider beteiligen sich halt nur fünf Internetprovider an diesen Sperren, andere Zugangsanbieter haben auf ihren DNS-Server als noch die Verknüpfung von Domainname und IP aktiv. Außerdem gibt es solche Sperren nicht im Ausland.

Und daraus ergeben sich auch schon die zwei Möglichkeiten, wie man so eine Sperre umgehen kann:

  • Man spricht den Server mit dem illegalen Inhalt direkt über seine IP-Adresse an.
  • Man fragt bei anderen DNS-Servern ohne Sperren an.

Beide Punkte sind eine Fingerübung, selbst für Laien.

Daraus ergibt sich, daß diese DNS-Sperren ziemlich wirkungslos sind.

2. Bild Hinzu kommt noch, daß das Übel nicht direkt an der Quelle gepackt wird. Die Inhalte bleiben auf den Servern und, wie oben dargstellt, ist es ein leichtes, an sie heranzukommen. Sofern die Inhalte in Deutschland auf Servern liegen, müssen die Hoster die Inhalte löschen, die Kundendaten ans BKA geben und diese Menschen aus dem Verkehr gezogen werden. Werden die Daten im Ausland gehostet, so ist es natürlich schwieriger, an die Anbieter zu kommen. Da muss man dann länderübergreifend zusammen arbeiten. Nur das kann zu einem nachhaltigen Erfolg führen.

Denn diese Sperren sind jetzt nur Augenwischerei. Sie bewirken kaum etwas, aber die Politik kann sagen, sie hätten ja was unternommen.

Außerdem wird noch von einigen Organisationen davor gewarnt, daß durch diese vom BKA geführten Listen auch andere Inhalte gesperrt werden könnten, die nichts mit Kinderpornographie zutun haben. Zunächst solche Inhalte, die genause illegal sind, dann welche, die sich in der Grauzone der Gesetze bewegen, und irgendwann kann man es nicht mehr wagen, sich generell kritisch zu äußern. Freie Meinungsäußerung ade.

 

Bildquellen:

  1. heise.de http://www.heise.de/newsticker/meldung/Fuenf-Provider-unterzeichnen-Vertrag-zu-Kinderporno-Sperren-213668.html
  2. blog-bremerhaven.de http://stadt-bremerhaven.de/2009/04/17/willkommen-im-jahre-1984/

Hier noch ein kleines Update: Spreeblick hat heute seine Startseite geschlossen, statt dessen präsentieren sie dort eine Protestseite, wo sich jeder eintragen kann, um seinen Protest gegen die Sperrlisten und die von der Regierung geplanten Gesetze kund zu tun. Also klickt auf: http://www.spreeblick.com/protest-gegen-internetsperren/ und tragt euch ein